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Als Freunde aus ihrem Urlaub zurück kamen, erzählten sie uns: „Wir sind in unserem Feriengebiet erst einmal kreuz und quer gefahren, um es besser kennen zu lernen.“ Ein Bekannter, der begeisterter Segler ist, fragte die Runde, ob sie wisse, woher das Wort „quer” in seiner ursprünglichen Bedeutung komme. Es sei ein seemännischer Fachausdruck (niederdeutsch: dwars), der bedeute, im 90 Grad Winkel zur Kielrichtung zu fahren. Später wurde ein Seemann, der schlecht steuerte und quer abtrieb, Quertreiber genannt.

Heute wird der Begriff generell für jemanden gebraucht, der eigenwillig ist und nicht so wie die anderen, für jemanden, der seinen eigenen Weg geht. Schnell entspannte sich eine Diskussion in der Runde, ob nicht häufig zu schnell jemand als Quertreiber abgestempelt werde, der aus seiner Sicht gute Gründe habe, eine andere Richtung einzuschlagen und konsequent zu verfolgen. Wer sich dem Mainstream widersetze, habe es nicht immer leicht. Doch ist es nicht gerade auch ein Merkmal für Evangelisch sein, Protestant sein, das selbstständige Denken zu fördern und zu verantworten?

Wer querfeldein geht, entdeckt oft Dinge, die sich auf ausgetretenen Pfaden nicht zeigen. Eine in der Runde stimmte vehement zu und hielt Martin Luther für einen ausgesprochenen Querdenker, der dadurch längst vergessene Pfade wieder neu entdeckt habe. Nichts anderes verbirgt sich doch hinter Reformator. Längst war in der Runde die Freude daran erwacht, den Begriff „quer“ in allen möglichen Variationen durchzuspielen.

So ergänzte ein Teilnehmer: „Weil Luther sich nicht in alte Denkformen fesseln ließ, musste er sich zwangsläufig zu Anschauungen vieler Zeitgenossen querlegen und sich widersetzen.“ Doch er tat es immer neu, indem er tiefer und tiefer den Grundtenor der biblischen Botschaft zu entdecken suchte. Querbeet hat er wieder und wieder die Bibel gelesen. Luther selbst bekannte: „Ich habe meine Theologie nicht auf einmal gelernt, sondern habe immer tiefer und tiefer grübeln müssen.“

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