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Wolken und Sehnsucht sind Schwestern. Der Blick nach oben sucht nicht nach den fassbaren Dingen der Welt, nach klaren Zielen und Grenzen. Vielmehr offenbart sich dabei die unendliche Weite des Himmels, ein Raum für jenes „Was-wäre-wenn“, das sich im Alltag so oft die Flügel wund stößt.

Eigensinnig bewegte Wolkenbilder führen uns vor Augen, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die sich unserem Berechnen und Planen entziehen. Was den Wolkenguckern bleibt, ist das Staunen, das Sehnen und das Träumen.

Das haben schon die biblischen Dichter gewusst, wenn sie in Psalm 36 davon sangen: Herr deine Güte, reicht soweit der Himmel ist und deine Wahrheit, soweit die Wolken gehen.

Auch an anderen Stellen der Bibel erzählen die Wolken von einer Gegenwart Gottes, die sich mit menschlichen Mitteln und Maßen kaum fassen und beschreiben lässt: Da leitet eine Wolkensäule die Kinder Israels durch die Wüste und im 1. Könige 8, Vers 10-11 wird das Haus von der Herrlichkeit Gottes wie von einer Wolke erfüllt, dass die Priester ihren Dienst nicht mehr wie gewohnt verrichten können.

Entrückung und Verklärung, schützende Hülle oder sanftes Tragetuch, manchmal auch drohende Dunkelheit – wenn Himmel und Erde einander berühren, dann sind es die Wolken, die das Unmögliche möglich machen und uns mit dem Unbegreiflichen konfrontieren.

In der Bibel– und ebenso in der Liebe: „Doch jene Wolke blühte nur Minuten und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind“, ließ Bertholt Brecht seine ganz irdische „Erinnerung an die Marie A.“ enden. Jene Wolke „sehr weiß und ungeheuer oben“ in Erinnerung an einen fernen Kuss, erzählt auch: Die Flüchtigkeit der Himmelsgebilde hat mitunter etwas zugleich Tröstliches und Tragisches. Wie die Sehnsucht eben.

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