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Sieht außer mir eigentlich niemand, dass das Geschirr sich im Spülbecken stapelt? Die Arbeit war heute anstrengend genug, ich habe keine Lust zu streiten. Also mache ich den Abwasch und ärgere mich.

So läuft das meistens. Aber wenn es lange genug in mir rumort hat, dann bricht es aus mir heraus… und trifft natürlich den Falschen. Oder ich beschwere mich über etwas ganz anderes, nur weil sich in diesem Moment ein Ventil für meine angestaute schlechte Laune bietet. Und halb trotzig, halb schuldbewusst entschuldige ich mich allzu oft nicht dafür.

Eigentlich sollte man meinen, aus dem Alter „sei man raus“. Wie oft war ich als Kind sauer, weil ich etwas nicht bekam oder nicht dürfte, was ich unbedingt wollte. Immer war ich zu klein -oder meine Eltern hatten einfach andere Vorstellungen davon, was gut für mich war.

Jetzt bin ich vor allem mir selber Rechenschaft schuldig. Mit dem unangenehmen Nebeneffekt, dass ich mich am meisten über mich selbst ärgere: Über meine mangelnde Disziplin, darüber, dass ich mich mit anderen vergleiche, obwohl ich das eigentlich gar nicht will, oder dass ich selbst bei Kleinigkeiten nicht sage, was mich stört. Darüber dass es mich verletzt und ich mich zurückgesetzt fühle, wenn ich nicht gefragt werde, ob ich am Wochenende mit zum See will.

Und dann wenn ich mich ganz besonders ärgere, ziehe ich mich zurück und langsam wandelt sich das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden in eine Mischung aus Frustration und gleichzeitiger Ohnmacht, sich selbst daraus zu befreien. Die Dimensionen verzerren sich und mein Ärger und meine Unzufriedenheit stehen eigentlich in keinem Verhältnis mehr zum ursprünglichen Problem. Oft ist es mir peinlich und ich weiß nicht, wie ich das Gespräch darauf bringen soll oder wie ich es ausdrücken soll, ohne den Konflikt zu verschärfen.

In diesem Balanceakt zwischen Ehrlichkeit und Respekt, mir selbst und den anderen gegenüber, besteht für mich die Herausforderung, die jeder Ärger in sich birgt. Und nicht nur das: Solche Situationen bergen für mich die Freiheit, durch meine Worte und Taten zu bestimmen, wer ich sein will und wie die Welt, in der ich leben, aussehen soll.

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