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Wochenlang ist der Himmel nun schon wolkenverhangen. Ich stehe am Fenster und schaue hinaus. Das Kopfsteinpflaster, die Häuser, Hügel, Bäume und Sträucher, ja selbst die Menschen, alles wirkt fad und grau in grau. „Bonjour Tristesse“, denke ich, stehe versunken da, starre antriebslos hinaus und lasse mich von der trüben Stimmung einfangen.

Plötzlich durchbricht das Sonnenlicht die Wolkenwand. Geblendet betrachte ich ein außergewöhnliches Schauspiel: Wie ein Film legt sich das Licht in Sekundenschnelle auf die Umgebung. Das Kopfsteinpflaster beginnt zu glitzern. Die Häuser strahlen farbenprächtig in olivgrün, hellblau, und zitronengelb. Ein Kind in einer knallroten Jacke springt mit sichtlichem Vergnügen in eine große Pfütze. Es ist, als sei in diesem Augenblick alles zum Leben erwacht. In mir macht sich eine Ahnung von Frühling, Tulpen, Veilchenduft, Vogelgezwitscher und schönen Spaziergängen breit.
Bevor ich jedoch weiter ins Träumen gerate, haben sich die Wolken schon wieder undurchdringbar vor die Märzsonne geschoben. Nur ein Lichtblick. Aber ich denke an diesem Tag immer wieder mit Freude daran und merke, wie er wohltuend in mir nachwirkt.

So muss es damals auch Maria von Magdala gegangen sein. Als sie sich am Ostermorgen mit den anderen Frauen zum Grab Jesu aufmacht, um ihn zu salben, sieht sie nur Dunkel. Jesus, der ihr alles bedeutet hat, ist tot. Als sie zum Felsengrab kommt, ist auch noch der Stein vor der Grabeshöhle weggeschoben und der Leichnam verschwunden. „Nicht einmal im Tod lässt man ihm seinen Frieden“ wird sie gedacht haben.

Und dann hört sie Worte, wie aus einer anderen Welt: „Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“ Furcht und Freude zugleich lösen diese unfassbaren Worte bei ihr aus. Und dann kommt der Lichtblick, der alles verändert. Der Auferstandene selbst erscheint ihr. Nur für einen Moment. Nur für den Augenblick eines kurzen Wortwechsels: „Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern!“ Dann entzieht er sich wieder. Maria von Magdala kann weder den Auferstandenen noch diesen Moment der Begegnung festhalten, und doch wird er alles verändern.

Seit jenem Ostermorgen ist die Botschaft vom Auferstandenen, vom Sieg des Lebens über alle Todesmächte, nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Christen gründen ihren Glauben darauf und geben dieser Hoffnung auf vielfältige Weise Ausdruck. Ob in der Feier der Osternacht, am Krankenbett, in Beratungsstellen oder im weltweiten Einsatz zur Verbesserung der Lebensbedingungen für alle. Dieses Wirken bleibt oft Stückwerk, man sieht nur Augenblickserfolge.

Aber von den überraschenden Lichtblicken und den kostbaren Augenblicken leben wir. Sie prägen, wirken, erfreuen und bereichern unser Leben. Sie sind freundliche Zeichen des lebendigen Gottes, der möchte, dass wir das Leben spüren, jetzt und in Ewigkeit.

 

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