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"Wahnsinn! Das neue XY brauch' ich unbedingt!", sagt die Werbung, sagt die fremde Nachbarin in der S-Bahn, sagt die innere Stimme, als man ungewollt vor dem Schaufenster stehen bleibt. Höher, besser, weiter, eine wahre Evolution in diesem Segment. "Das brauche ich unbedingt." Schon ist das viel gelobte Vorgänger-Modell beinahe eine Zumutung. Etwas Neues muss her.

Dann gibt man all diesen Stimmen nach und ist ... überhaupt nicht glücklicher als zuvor. Mit dem Kauf ist die Faszination beinahe ebenso futsch wie das Geld, manchmal auch etwas mehr. Bei aller Innovation ist man immer noch der Alte. Mit dem neuen Handy bleibt nicht mehr Zeit für die Freunde. Mit dem neuen Rennrad ist man noch keine begehrte Sportskanone. Mit den leistungsfähigsten Gerätschaften im Gepäck erwischt einen die Müdigkeit immer wieder eiskalt.

Wahnsinn! Das neue XY brauch' ich nicht!

"Soviel Du brauchst!", heißt es im zweiten Buch Mose (16,18). Sie stammmen aus der Zeit des Volkes Israel in der Wüste. Viele Dinge brauchten die Menschen damals in der Tat unbedingt. Unbedingt, da das Überleben davon abhing.

Bei aller Härte dieser Zeit erfuhr das Volk Israel und Mose in der Wüste, dass Gott für sie sorgte. Gott ließ Manna regnen, um dem Hunger beizukommen. Als die Menschen dieses Brot einsammelten, hatten nicht alle gleich viel. Aber alle hatten, so viel sie brauchten.

"Soviel Du brauchst" ist ein Versprechen und ein Gedankenanstoß zugleich. Für alle Menschenkinder hält Gott bereit, so viel sie brauchen. Aber wenn ein Teil im Übermaß nimmt, dann müssen andere leiden. Es ist da, so viel Du brauchst - nicht weniger, aber auch nicht so viel mehr.

Seit einiger Zeit versuche ich mich zu befreien von Ballast und von Dingen, die man angeblich unbedingt braucht. Ich verschenke, verkaufe, schmeiße weg und spüre, wie Stück für Stück mehr Zeit und mehr Luft zum Atmen da ist.

Das Lebensnotwendige ist wichtig, aber macht mich nicht unzufrieden. Die verdeckten Wünsche sind es. Der Fernseher-Kauf kostet Gedanken, Geld und Zeit. Danach ist das Bild gut, das Geld weg und der zweisame Heimkinoabend nicht zwangsläufig wahrscheinlicher.

Die Suche nach dem geheimen Wunsch hinter der Sache lohnt sich. Erstaunlich häufig gibt es den. Dann bleibt in der Wohnung Platz, man geht mal wieder richtig ins Kino und kann denen helfen, die wirklich etwas brauchen.

 

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