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Etwas verloren kam ich mir ja schon vor. Zum ersten Mal so allein in einem fremden Land. Alles ist neu, alles ist anders, nichts ist so wie man es aus Europa kennt. Plötzlich stand ich als Zehnjähriger mitten in Asien. Ich verstand kein Wort, konnte weder die Verkehrsschilder noch die Speisekarte lesen. Alles auf Chinesisch.

Ich erinnere mich noch, dass mich die Kellnerin im Restaurant irgendetwas gefragt hat. Wahrscheinlich was ich essen oder trinken mag, vielleicht aber auch was ganz anderes. Ich weiß es nicht. Merkwürdig kam mir das ja alles vor. Man steht plötzlich vor einem Menschen, aber versteht ihn nicht. Natürlich ist das nicht nur ein Phänomen bei Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen. Aber da doch besonders. Was mache ich jetzt nur, habe ich mich gefragt, während die Kellnerin immer noch vor mir stand und mich anlächelte. Helfen konnte mir keiner wirklich. Mein Gegenüber saß in sich gekehrt über seinem Fleischgericht. Und selbst wenn er das Problem gemerkt hätte, wie hätte er helfen sollen? Schließlich sprach er auch nur chinesisch.

Nun musste ich also kreativ werden. Mit Händen und Füßen habe ich versucht zu erklären, dass ich am liebsten eine Nudelsuppe haben will, bis die Kellnerin weg war. Eine Minute später stand sie wieder da: samt Koch und Topf. Das ist mein Wunschgericht, habe ich ihr dann gezeigt. Freudestrahlend schrieb sie die Bestellung auf ihren Zettel, lächelte, und rannte in die Küche.

In diesem Moment wurde mir klar: Verständigen kann man sich immer. Egal wie groß die Unterschiede sind, egal wie groß die Barrieren zwischen Menschen sind. Man muss nur einen Weg finden, um miteinander zu reden.

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