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In einer Sendung des Bayerischen Rundfunks sagen zu Beginn regelmäßig verschiedene Menschen auf diverse und richtig kultige Art das Wort "Kultur": Von ländlich-bodenständig "Gultuah" bis zu einem schmallippig-protestantischen Laut, der wie "Kültür" klingt. Man ahnt, dass der eine Schafkopfen oder Skat als den Gipfel intellektueller Existenz betrachtet, während die andere, schwarzgewandet mit Beuys-Katalogen unter dem Arm, zur nächsten Botho Strauß-Inszenierung eilt.

Kultur ist so ziemlich alles, was eine Gemeinschaft im Rahmen ihrer menschlichen Höherentwicklung geistig, künstlerisch und gestaltend hervorbringt. Natürlich gibt es auch Unkultur, einen Mangel an Pflege des Körpers, des Geistes und der Umwelt. Sobald man Beispiele für Unkultur nennt - Engstirnigkeit, schlägerschwingendes, stiefelknallendes Massengetrampel, mannigfaltige, geistige Kreuzigungsgelüste - wird klar, was man als kultiviert betrachtet:

Achtung vor dem Ausdruck fremder Lebenserfahrung und –anschauung, Dankbarkeit für die Möglichkeiten menschlicher Existenz, für Kreativität, Phantasie und Witz... "In des Vaters Haus sind viele Wohnungen" (Johannes 14,2) ist konstruktiver Wahlspruch für eine kulturelle Wohngemeinschaft, in der kein Niedergang zu verzeichnen ist - in der es höchstens ab und zu hoch her geht.

So wenig berechtigt asketische Denunziation der Kultur ist – zumal man selbst ihr ja immer angehört -, so wenig lässt sich vollmundig eine einmalige Spitzenposition für christliche Werthaltung reklamieren. Persönliche und kirchliche Beiträge zur Kultur müssen sich unverdrossen der Konkurrenz anderer Anschauungen stellen.

Selbst dann, wenn liebe Zeitgenossen einen samt dem eigenen Glauben als hoffnungslos antiquiert betrachten und man als vermeintliches Fossil durch die Gegend trabt. Mit erhöhtem Gottvertrauen, entsprechendem Selbstbewusstsein und guten Argumenten kann man sich frohgemut in den Diskurs stürzen. Überraschungen sind dem übereilt ablehnenden Gegenüber meist sicher.

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