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Hier bin ich vor meinem Laptop: Student, männlich, evangelisch, weiß, deutsch, Mitteleuropäer, Linkshänder. Weder gut situiert, noch am Existenzminimum. Und ich überlege, was Schicksal bedeutet. Warum?
Weil ich mir den Begriff Schicksal selbst ausgesucht habe…

Es gibt aber die Dinge, die ich mir nicht ausgesucht habe, dass ich hier in Deutschland aufgewachsen bin, immer genug Kleidung, Nahrung und ein Dach über dem Kopf hatte. Dass ich niemals aufgrund meiner Herkunft, Hautfarbe oder Weltanschauung diskriminiert wurde.
Das habe ich mir nicht ausgesucht, das war einfach immer so. So wie bei vielen anderen auch, die es nicht so bequem hatten wie ich.

Schicksal eben?

So über das Schicksal zu sprechen wirkt auf mich wie eine Entschuldigung dafür, dass die Dinge so sind, wie sie sind. „Da kann man nichts machen“ höre ich dahinter, „da steckt man nicht drin.“ Hinter diesem Wort Schicksal steht die Vorstellung, dass alles so bestimmt ist, wie es ist. Wer klug ist, nimmt sein Leben so an wie es ist.
Mit einer solchen Deutung kann ich wenig anfangen.
Wenn ich Leben so begreife, nur im Ist-Zustand, wirkt es festgefahren, trost- und hoffnungslos. Damit kann ich mich doch nicht zufrieden geben. In den biblischen Erzählungen gibt es zum Glück einen Begriff, der dieser Deutung entgegensteht. Mit dem Begriff der Verheißung spricht die Bibel von der offenen Zukunft. Also nicht, wie es ist, sondern wie es sein wird. In dieser Verheißung zeigt sich, dass Gott sich unserer annimmt. Das ist das wirkliche Schicksal, dem wir entgegengehen: Die unbedingte, gnädige Liebe Gottes gegenüber den Menschen, so wie sie sind. Diese Verheißung zeigt einen anderen Weg: von der Enge des Ist-Zustands weg auf eine Zukunft voller Möglichkeiten. Gott stellt damit unsere Füße auf weiten Raum, wie es der Beter des 31. Psalms ausdrückt.

Blickt man aus dieser Perspektive auf das eigene Schicksal, erscheint es in einem anderen Licht. Das Schicksal wird zum Ausgangspunkt, von dem aus wir in eine offene Zukunft gehen können. Mir wird dadurch klar: Man kann sich sein Schicksal zwar nicht aussuchen; wie man damit umgeht allerdings schon.

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