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Ich erinnere mich gut an einen nächtlichen Anruf aus dem Krankenhaus: Ein Patient sei verstorben und ein Angehöriger bräuchte jetzt schnell und dringend meinen Trost. „Schnell und dringend“: Das ist leichter gesagt als getan. Man kann nicht auf die Schnelle trösten, noch dazu nachts. Das übliche „herzliche Beileid“ ist zu wenig. Man kann nicht einfach hingehen, auf die Schulter klopfen und sagen: „Kopf hoch, das Leben geht weiter. Haben Sie Vertrauen, Sie werden es schon schaffen. Andere haben es auch geschafft!“ Solche billigen Trostworte sind Beschwichtigungsversuche, die ins Leere gehen.

Ich denke an das Buch Hiob, wo Hiob seinen Freunde, die ihn mit vielen Worten trösten wollen, entgegen schleudert: "Ihr seid mir leidige Tröster! Vertröster seid ihr! Wollen eure leeren Worte denn kein Ende nehmen?... Hört mir doch zu, und lasst mir das euren Trost sein..."

In der Begegnung mit dem Angehörigen wurde deutlich, dass die Sehnsucht nach Trost die Sehnsucht nach Ermutigung zum Leben ist. Ich traf einen, der mit seinem Leben am Ende war, wie er sagte. Einen, dessen Leben völlig überschattet war durch die Erfahrung, dass ein ihm nahestehender Mensch herausgerissen wurde aus diesem Leben. Wir spürten die Ohnmacht angesichts des Unausweichlichen, und ich hörte ihm zu. Er erzählte vom Schmerz des Zurückbleibens, von der bitteren Verzweiflung über Unerledigtes und von verlorenen Lebenswegen.

Und dann kam der Trost in Gestalt von Tränen, die endlich geweint werden konnten. Dann kam der Trost in Gestalt der Erfahrung: Da ist jemand, der mir zuhört, der mich ernst nimmt, der Zeit für mich hat, der mir hilft, meine Gedanken und Gefühle zu ordnen.

Trost lässt sich nicht spenden, wie man eine Münze in den Klingelbeutel wirft. Trösten geschieht durch Dasein, Mitgehen, Zuhören, Annehmen, ernst Nehmen, Mitfühlen, Begleiten. Trost ereignet sich, wenn Emotionen Raum haben.

Wo das in wahrer Gemeinschaft der Fall ist, bricht etwas auf: So können Tränen befreien und Angst und Unruhe weichen. So wird inmitten einer verzweifelten Lage die Erfahrung möglich: Ich bin nicht allein. Dann ereignet sich „der Gott allen Trostes“ von dem Paulus im 2. Korintherbrief spricht.

Trost zu vermitteln, Trost Raum zu geben, ist Seelsorge, die allen Christen aufgetragen ist. Dann kann sich mitten im Leid der Lichtblick der Hoffnung auftun: Ich bin nicht allein, ich bin angenommen und gehalten. Und daraus wächst die Kraft zu, die aufrichtet und neu zum Leben ermutigt.

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