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Mein Schreibprogramm fragt mich, ob ich eine „Zelle“ einfügen will: Es geht um eine Tabelle. Meine Ärztin nimmt die Lupe zur Hand, weil ich wegen einer Auffälligkeit auf meiner Haut zu ihr gekommen bin: Sie will eine Diagnose über bestimmte Körperzellen stellen. Während eines Gesprächs im Krankenhaus sagt ein Patient in einer plötzlichen Aufwallung zu mir: „Man kommt sich ja hier vor wie in einer Gefängniszelle!“ Und manchmal kommt sich ein Teil eines Paares so vor, als er an den anderen Teil gekettet. Ausbrechen oder bleiben?

Wir hantieren – mittels einer Tastatur – mit Zellen. Wir untersuchen mit Lupe oder Mikroskop Zellen. Wir bestehen aus Millionen von Zellen. Manchmal leben wir in einer Zelle. Dann muss man in einen mehr oder weniger kleinen Raum: ins Krankenhaus, ins Gefängnis.

Dass Menschen Klosterzellen aufsuchen, geschieht wohl nicht ganz freiwillig: Ich merke, ich muss in meinem Leben etwas ändern und hier Klarheit dafür gewinnen. Eine Zelle ist ein abgeschiedener Ort. Ich kann von hier nicht flüchten. Ich muss hier aushalten, was kommt: Warum bin ich krank geworden? Warum dauert das alles so lange? Bin wirklich ich es, der sich schuldig gemacht hat, der gescheitert ist? Wie soll es weitergehen? Fragen über Fragen.

Eine Zelle ist ein Ort, um mit der Zeit zur Ruhe zu kommen. Ich entdecke, was für eine Unruhe in mir ist! Und wie schwer es mir fällt, mich selbst auszuhalten: meine Gedanken, meine Gefühle, meinen Herzschlag, meine Grenzen. Bringt mich eine Zelle in einen besonderen Kontakt mit Gott …? Ich höre von Menschen, die in ihrer Zelle angefangen haben zu weinen, die auf die Knie gegangen sind, die nicht Aus noch Ein wussten – bis sie allmählich eine Wende erlebt haben: zur Freiheit hin.

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